PR-Krise des WWF

Die Naturschutzorganisation World Wide Fund For Nature kurz WWF in Deutschland erlebte eine veritable PR-Krise. Wie es dazu kam ...

Die Naturschutzorganisation World Wide Fund For Nature kurz WWF in Deutschland erlebt gerade eine veritable PR-Krise. Am 22.06. strahle die ARD einen Dokumentarfilm aus, mit dem bissigen Titel „Der Pakt mit dem Panda: Was uns der WWF verschweigt“. Darin kritisiert Filmemacher Huismann, dass der WWF an Round Tables mit der Agrarindustrie sitze, dort der Abholzung von Regenwälder zustimme und gleichzeitig für Beratung uä. dieser Agarunternehmen Honorare bekomme. Greenwashing nennt man das auf neudeutsch. Weiters bezichtet Huismann den WWF, dass dieser zu wenig oder gar nichts für Orang Utahs in Indonesien unternehme, wofür sich der WWF selbst rühmt. Außerdem fördere der WWF den Tigertourismus, der für diese Tiere schädlich sei, dulde die Umsiedelung indigener Völker und befürworte gar Gentechnik. Richtig große ethische Steine also, die da gegen den WWF geworfen werden. Die Naturschutzorganisation bestreitet vehement alle Vorwürfe. Zumindest beim Thema Gentechnik dürfte Huismann aber einen wunden Punkt getroffen werden. Zwei hohe Funktionäre sprechen sich dezidiert für Gentechnik aus: Jason Clay, Vizepräsident für Marktumstellung beim WWF USA und Hector Laurence, zum damaligen Zeitpunkt Präsident einer Partnerorganisation des WWF in Argentinien. WWF Deutschland argumentiert das folgend:

Dies sind einzelne Außenseitermeinungen. Der WWF hat international eine klar ablehnende Meinung zu Gentechnik. Der WWF ist ein lebendiges Netzwerk, in dem unterschiedliche Meinungen auftauchen können, die von der offiziellen Position abweichen. Laurence war überdies nie beim WWF, sondern bis 2008 bei unserer assoziierten Partnerorganisation Fundación Vida Silvestre Argentina (FVSA). Der WWF Deutschland teilt die Meinung der beiden ausdrücklich nicht.

Die Argumentation ist schwach: Die Partnerorganisation FVSA ist voll dem WWF zuzurechnen, und wird etwa auch auf der globalen WWF Seite als einer der „local offices“ geführt. Argentinien und USA sind große und einflussreiche Länder. Aussagen von führenden Funktionären aus diesen Ländern als „Außenseitermeinungen“ darstellen zu wollen, ist schlicht unglaubwürdig. Das würde nur funktionieren, wenn sich etwa der WWF-Ortsleiter aus Hintertuxing zu Wort gemeldet hätte, aber nicht bei einem Präsident und einem Vizepräsident.

Problematisch ist auch das Interview mit WWF-Mitarbeiterin Dörte Bieler. Huismann konfrontiert sie damit, dass der WWF einer neuen Plantagen im Regenwald zugestimmt hätte, dafür bleibe ein ca. 80 Hektar großes Waldstück erhalten – 0,5% der Gesamtfläche. Das sei der sichere Tod für die dort lebenden Orang Utahs. Die mehr als zynische Antwort von Bieler:

„Also der sehr sichere Tod wäre ja, wenn die 80 Hektar jetzt gar nich mehr da wären – dann wären sie jetzt schon tot.“

Als Huismann nach einem Beispiel für den „Impact“ des WWF im Umweltschutz fragt, antwortet Bieler nicht mehr. Ihr fällt schlicht kein Beispiel ein. Ein Wahnsinn. Das nicht vollständige Interview aus dem Dokumentarfilm ist auf YouTube.

Für den WWF ist die ganze Geschichte ein PR-Desaster. Auf Twitter kühlt allerdings die Erregung der Menschen wieder ab. Auf der Fan-Page des WWF geht es aber munter weiter mit der Kritik. Kritische Blogeinträge gibt es jetzt auch schon viele. An Blogeinträgen die sich mit der PR-Kommunikation des WWF beschäftigen gefallen mir die von Thomas Knüwer und Michael Friedrichs. Zeitungsartikel zum Thema fand ich bei der taz und dem Spiegel.

Ein Kommentar

  1. Hallo Fabian, wir haben einen zweiten Faktencheck online gestellt. Wir freuen uns, wenn du dir selbst ein Bild machst. Zum Faktencheck kommst du hier: http://bit.ly/lHxkzb Dein Feedback ist gern gesehen!

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